Stresstest – exclusiv für Banken?Was ein Stresstest wirklich leistet!Seit 2010 macht eine neue Vokabel die Runde: >Stresstest<. Banken machen ihn –auch Stuttgart 21 hat ihn hinter sich. Doch welche Vorteile bietet ein Stresstest der klassischen Unternehmung?Der Bankenstresstest ist nichts anderes als die Simulation ausgewählterwirtschaftlicher Entwicklungen und die Analyse, wie sich dies auf die finanzielle Stabilität einer Bank auswirkt. Bestanden haben ihn fast alle Banken – wie kann esdann sein, dass aktuell wieder über potentielle Hilfen für Banken diskutiert wird? Ganzeinfach, die ausgewählten Szenarien waren zu pauschal und haben die aktuellenRisiken, wie z.B. den potentiellen Ausfall eines EU-Staates nur unzureichend berücksichtigt. Ist ein Stresstest nun also vollkommener Unsinn?? – Die Antwort muss klar Neinheißen.Der entscheidende Punkt ist, wie realistisch und umfassend die Szenarien sind, die geprüft werden und welche Lehren man daraus zieht.Ein richtig angewendeter Stresstest bietet enorme Vorteile – im „geschützten Raum“der Simulation können Szenarien kalkuliert werden und möglicheHandlungsalternativen diskutiert werden. Tritt dann eine unerwünschte Entwicklung(Stress) ein, hat man dieses Szenario schon einmal hypothetisch durchgespielt und kennt die Auswirkungen. Wie eingangs mit Stuttgart 21 erwähnt, ist ein Stresstestdamit natürlich nicht auf den Finanzsektor beschränkt. Der Stresstest ist eher eineMethode. Sie untersucht, wie ein Organismus, eine Organisation oder ein Unternehmen auf exogene Stressfaktoren reagiert. Die möglichen Stressfaktorenkönnen dabei sehr individuell sein. Je individueller ein Unternehmen betrachtet wird,desto aussagekräftiger ist der Test – und das nicht nur gegenüber externenInteressenten. Ein Stresstest sollte in erster Linie als internes Instrument der Risikovorsorge verstanden werden. Hat man sich im Rahmen des Stresstestes mit den möglichen Handlungsalternativen bei dem Eintritt einer Krise auseinandergesetzt, kann man schneller als die Mitbewerber reagieren – ein komparativer Wettbewerbsvorteil.Unsere Beobachtung ist, daß ein Stresstest zudem tatsächlich Vertrauen schafft. Miteinem Stresstest wird belegt, daß sich die Planungsverantwortlichenüberdurchschnittlich mit der Zukunft des Unternehmens auseinandergesetzt haben.Vorbereitete Handlungsprogramme für Krisenzeiten stärken das Vertrauen, daß beiStörungen nicht gleich die Existenzfrage gestellt werden muß. Dafür interessieren sichnach unserer Erfahrung insbesondere Banken. Ratings verbessern sich und wirken sich damit auch positiv auf die Refinanzierungskosten aus.In Zeiten, in denen sich die Absatz- und Beschaffungsmärkte zunehmenddiskontinuier-lich entwickeln, sind Stresstests also ein zunehmend unverzichtbarer Bestandteil der Unternehmens(ver)sicherung geworden. Zwar können Risiken undSchadenseintritt nicht verhindert werden, mit geeigneten, vorbereiteten Handlungsoptionen kann jedoch wirksam die Existenzbedrohung vermieden werden und das mit geringsten Mitteln – nur frühzeitig muß gehandelt werden. Die Frage ist also wie so oft nicht „ob“, sondern „wie“Augen auf beim FactoringBerichte über Nutzen und Vorteile des Factoring finden sich allenthalben – keinWunder sie werden in der Regel von den Vertretern der Branche verfasst.Doch rutscht das Untenehmen in die Krise, kann eine Factoring-Vereinbarung schnell zu einer eigenen Gefahrenquelle werden. Wir zeigen auf, wo die Risiken liegen. Und in der Tat kann ein Factoring-Vertrag eine angenehme Sache sein. Gerade in Wachstumsphasen zögern Banken gelegentlich die Vorfinanzierung des steigenden Umsatzes zu übernehmen oder blockieren in Krisenzeiten die Finanzierung des Anpassungs- bzw. Sanierungsaufwandes. In diesen Phasen dienen sich Factoring- Gesellschaften gerne als Alternative an. Mit der Initialisierung des Factorings wird dann einmalig nicht unerhebliche Liquidität für das Unternehmen zur Verfügung gestellt. Daneben – auch nicht unbedeutend – wird das Unternehmen von den dispositiven Aufgaben des Debitoren-Managements entlastet und das Adressenausfallrisiko (sofern es sich um ein sog. echtes Factoring handelt) ist auch kein Thema mehr. Hinsichtlich der Verwendung der so gewonnen Mittel sollte man sich allerdings bereits zu diesem Zeitpunkt genaue Gedanken machen – denn der Liquiditätseffekt isteinmalig. Läuft die Geschäftstätigkeit in ruhigen Bahnen fort, ist gegen eine Factoring-Vereinbarung wohl wenig zu sagen. Entscheidend ist dann eher, ob die versprochenen Kostenvorteile des effektiveren Debitorenmanagements durch den Factor wirklich eintreten.Man muß sich allerdings genau vor Augen halten, daß– hat man erst einmalden Weg des Factoring beschritten – die Liquiditätsversorgung sehrunmittelbar erfolgt. Umsatzeinbrüche werden direkt im Folgemonat auf derLiquiditätsseite spürbar. Einen sog. time-lag – hier die Zeit derSelbstliquidation des Forderungsbestandes in Abhängigkeit von denZahlungszielen – besteht nicht mehr. Sinkt der Umsatz reduziert sich derZahlungseingang unmittelbar. Und hier liegt das Problem. Wurden die durch das Factoring frei gewordenen Mittel nicht zur Rückführung derVerbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung verwendet, müssen beimUmsatzrückgang aus der ohnehin geringen Liquidität noch hohe Lieferantenkreditezurückgeführt werden. Damit entsteht ein Finanzierungsbedarf zur Unzeit.Haben wir uns mit einer längerfristigen Krise auseinander zu setzen, verschärft sich die Situation noch einmal, denn dann müssen die Kostenstrukturen angepasst werden. Dies benötigt jedoch Zeit. Da es aus der Liquidation „alter eigener Forderungen“ keine Frist zur Anpassung der Kostenstruktur gibt, erhöhen sog. Remanenzkosten den ungedeckten Liquiditätsbedarf beim Factoring.Handelt es sich zudem um eine Branchenkrise sind Factoring-Gesellschaften häufignicht mehr gewillt, die Ankauflimite für Kunden aufrecht zu erhalten. Der Factor betreibt„cherry picking“ und kauft nur noch die Forderungen an, die er für relativ sicher hält.Ungewollt baut das Unternehmen so wieder einen eigenen Forderungsbestand auf. Dies allerdings wiederum zur Unzeit.Eine Factoring-Vereinbarung kann also Vorteile bieten, in Krisenzeiten bedarf sie allerdings eines erhöhten Managements. Zudem kann es kaum schaden, bereits imVorfeld eine Strategie zur kurzfristigen Anpassung der Kostenstrukturen zu entwickeln um die beschriebenen Remanenz-Kosten so gering wie möglich zu halten. Auch einExit-Szenario sollte geprüft werden.